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AVIVA-BERLIN.de 9/19/5784 - Beitrag vom 19.04.2004


Sarah-Hagar-Kongress
Tatjana Zilg

Veranstalterin ist die Überparteiliche Fraueninitiative. Vom 21.05. - 23.05.2004 werden Expertinnen aus christlicher, muslimischer und jüdischer Sicht über "Religion - Politik - Gender" diskutieren




Zielsetzung des vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Sarah-Hagar-Projektes ist die Thematisierung der Genderproblematik innerhalb der Religionen. Frauen, die daran arbeiten, starre Rollenzuweisungen aufzubrechen, stoßen innerhalb der religiösen Gemeinschaften auf ähnliche Probleme. Das Projekt Sarah - Hagar bietet die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch, Reflektion und Information.

Für den Kongress konnten Expertinnen gewonnen werden, die sich professionell mit christlicher, muslimischer und jüdischer Religion als auch der Bahai-Glaubensrichtung auseinandersetzen.
Auf verschiedenen Dialog- und Arbeitsebenen wird das gesellschaftlich so bedeutsam gewordene Verhältnis zwischen Religion, Politik und Gender untersucht.
Das Zusammenleben im "globalen Dorf" macht einen gemeinsamen, allgemein anerkannten Bestand von ethischen Grundpositionen und gesellschaftlichen Zielen erforderlich. Der Beitrag der Religionen zur Entwicklung und Durchsetzung solcher Positionen und die Rolle, die Frauen hierbei spielen, wird hinterfragt.

Zur Eröffnung des Kongresses lädt die Überparteiliche Fraueninitiative am Freitagabend, dem 21. Mai 2004, zu einem Empfang in das Berliner Abgeordnetenhaus ein. Ab dem Folgetag ist der Veranstaltungsort das Charlottenburger Rathaus. Im einleitendem Plenum halten Experinnen aus den verschiedenen Religionen Kurzvorträge, u.a. die Bischöfin Bärbel Wartenberg - Potter, das Mitglied der Menschenrechtskommision des Bundestages, Frau Angelika Graf, die jüdische Schriftstellerin und Performerin J. Langford und Dr. Sabiha El-Zayat vom Zentrum für Islamische Frauenforschung und Frauenförderung in Köln. Am Samstagnachmittag werden vier parallel verlaufende Foren zu den Themen "Gesellschaft - Staat - Religion", "Religiöse Identitäten", "Dialog", "Religion und Feminismus" angeboten. Zentrales Thema hierbei ist die Reflektion der Rolle der Frau in den teils traditionell-patriarchalisch geprägten Religionen. Interessierte Frauen erhalten die Gelegenheit, sich über männlich dominierte Auslegungen religiöser Texte sowie deren kritische Hinterfragung aus feministischen Blickwinkeln zu informieren und die eigene Identitätssuche entgegen Klischees, Vorurteile und Mythen zu reflektieren. Für Frauen, die in religiös gemischten Beziehungen leben, besteht die Möglichkeit, ihre Erfahrungen auszutauschen.
Am Sonntagvormittag findet eine Diskussion zum interreligiösen/interkulturellen Dialog und dessen Bedeutung für die Zukunft des gesellschaftlichen und globalen Zusammenlebens statt.

Zum Hintergrund
Das Projekt wurde nach zwei zentralen Frauenfiguren der Bibel, die durch Abraham eng miteinander verbunden sind, benannt: Die Bibel erzählt, dass die aus Ägypten stammende Hagar Sarahs Magd war. Diese Stellung ist allerdings nicht als entwürdigend zu verstehen, da in biblischer Zeit und in biblischem Recht Diener und Magd Mitglieder der Hausgemeinschaft sind. Hagar wurde wegen Sarahs Kinderlosigkeit Abraham, Sarahs Mann, zugeführt.

Sarah ist die Matriarchin Israels, Hagar die Matriarchin Arabiens.
So schildert es das Alte Testament, das vor der Geburt Jesus´ verfasst wurde, d.h. vor der Herauslösung des Christentums aus dem Judentum. Dass Sarah die Mutter der Jüdinnen und Juden ist, bedeutet also, dass Christinnen und Christen ebenfalls ihre Töchter und Söhne sind.

Die Interpretation dieser biblischen Erzählung ist religionspolitisch hoch brisant. AraberInnen und JüdInnen sind Verwandte, die über weite Flächen des Nahen Ostens verstreut leben. Beide haben eine Vielzahl von Stämmen, die alle vom gleichen Stammvater Abraham / Ibrahim abgeleitet werden. Heutzutage bekunden Eltern eine neue Verbundenheit mit der symbolträchtigen Geschichte Hagars, indem sie ihren Töchtern erstmals in der Geschichte des Judentums ihren Namen geben.

Die Teilnahme am Kongress ist bei Anmeldung bis zum 12.05. kostenfrei.
Interessentinnen können weitere Informationen zum Projekt Sarah - Hagar im Netz einsehen unter:
www.sarah-hagar.de
Ansprechpartnerin:
Nane Klingspor
klingspor@sarah-hagar.de



Jüdisches Leben

Beitrag vom 19.04.2004

AVIVA-Redaktion